So schnell vergeht die Zeit. Kaum angekommen, bricht auch schon die letzte Woche an. Heute ist hier der letzte Arbeitstag dieser Woche, weil dann Osterferien sind, einen Ostermontag gibt es nicht, sodass nächste Woche – im Rahmen von RISE – noch bis einschließlich Donnerstag gearbeitet wird. Das sind gerade mal vier Tage und der Rest von heute. Die letzte Zeit war arbeitstechnisch gut ausgefüllt, ich habe eine ganze Menge für das Projekt aus einer administrativen Ecke gemacht, Elena schreibt an ein paar Papern. Aber ein paar Dinge gibt es auch so zu berichten.
Angefangen am letzten Freitag, was ein Echo bis heute nach sich zieht. Zunächst waren wir bei einer Kollegin zum “Abendessen” nach Ipanema eingeladen, deren Sohn in einer brasilianischen, hm, Folkloreband (?) spielt, die traditionelle Musik neu auflegt. Grundlegend geht es um [verlorene | verweigerte | nie bekommene | schmerzhafte | jedes beliebige Soap Opera-adjektiv] Liebe – und es wird auf der Gitarre rumgeklampft. Die beiden Künstler nennen sich “Ugo & Bruno” (Mutters Sohnemann, Ugo, ist der Linke, wenn Ihr dem Link folgt. Macht es! Große Seite!), versammeln eine vor allem weiblich-jugendliche Fangemeinde um sich und füllen spielen sogar im das Estádio do Maracanã!
Davon abgesehen war das “Abendessen” bei Claudia großartig. Es war quasi eine Dachterrasse (auf dem Bild das etwas flachere Haus in der Mitte) und es gab leckere brasilianische Sachen, z.B. Carne Seca (Trockenfleisch) mit Käse (das ungefähr so aussah), Queijo coalho und ein extrem leckeres Risoto Brasiliero. Naja, es gab noch 1.000 andere Kleinigkeiten, die ich jetzt aber nicht mehr auf die Reihe bekomme. Bei so einem “Abendessen” (deshalb die Anführungszeichen) sitzt man allerdings nicht, wie bei uns häufig üblich, um einen Tisch, sondern steht eher rum und redet mal mit dem, mal mit dem (oder der…). Was jetzt noch recht besonders war, war, dass der Sommelier, den ich ja schon mal angesprochen habe, da war, und wir diverse Weine verköstigen mussten durften.
Gleichzeitig haben wir erfahren, dass der Mann von Claudia, unserer Gastgeberin, ein Cachaça-Experte war, weshalb wir auch Cachaça verköstigen mussten durften – sowohl in seiner rohen Form, als auch als Caipirinha. Man merkt, dass es etwas komplexer wird. Konkret hatten wir diesen hier mit auf dem Tisch (Cachaça Companheira), der schon lecker war (und auch einen Euro fünfzig kostet…). Warum die ganze Geschichte mit Ugo & Bruno? Weil die nur das Vorgeplänkel zum Live-Konzert von den Freunden im etablierten Club Palaphita Gávea war. Weil es ja tagsüber so warm ist, fangen die Barden in der Regel irgendwann zwischen 1 und 2 Uhr an, ihre Künste darzubieten. Bis dahin mussten wir also Wein und Cachaça trinken. Um den Rest wirklich abzukürzen: Das Konzert war nett, man hat zwar kein Wort verstanden, aber alle waren gut drauf, ich habe zwei, drei Desperados getrunken (nicht wirklich typisch, aber Bohemia oder Brahma gab es nicht) und kann mich an die Rückfahrt im Taxi noch ein klein wenig erinnern.
Am nächsten Tag (Samstag) haben wir dann relativ lange geschlafen und haben es gerade so nach Ipanema an den Strand geschafft (Elena ging es wesentlich besser als mir, aber nicht wirklich gut). Dort habe ich mich nicht verbrannt – das wird noch wichtig. Abends waren wir relativ früh im Bett, weil wir, soweit wir uns erinnern konnten, am Sonntag mit Claudia, Kate, sowie Flavia und ihrer Tochter zu einer Wanderung verabredet waren.
Sonntag sind wir dann tatsächlich um 08.30 Uhr von Flavia und ihrer Tochter abgeholt worden und sind zu den Bergen, die sich über Ipanema erheben, gefahren, um zu wandern. Konkret ist es der „Parque Natural Municipal Penhasco Dois Irmãos“. Letzteres sind die “zwei Brüder”, zwei Berge die aus Funk und Fernsehen bekannt sind, denke ich.
“Hiking” (wandern) wir hier übrigens synonym mit unserem “Spazieren” (z.B. take a stroll) gesehen. Haben wir jetzt gelernt. Schaut Euch den Weg an (hier ist übrigens der Link zu OpenStreetMaps)! Wir sind netto sicherlich, na, lass es mal eine Stunde sein, gelaufen. Wir haben noch überlegt, ob wir unsere Wanderschuhe anziehen sollen ;-). Vielleicht war es aber auch gut so. Ein paar schöne Bilder sind dabei rumgekommen! Vor allem recht spektakulär: Bei dem einen sieht man, wie direkt hinter dem Shareton eine Favela beginnt…
Danach sind wir an den Strand und haben mit den Damen wie die cariocas am Strand von Leblon abgehangen und sind im Atlantik schwimmen gewesen. Ich zitiere wieder meinen alten Reise-Guru Christian Janiesch (mit dem ich das erste Mal in Australien war): “Scheiße ist anders (TM)” Mutti, Papa, gegen den seid Ihr übrigens blutige Anfänger.
Nachdem der Rest der Menschen gegangen ist, sind Kate, Elena und ich noch “kurz Ipanema runter gelaufen” (5km um 13 Uhr in brüllender Sonne), um uns mit einer Freundin zum Mittagessen zu treffen. Dabei haben wir uns dermaßen verbrannt, dass ich noch heute leide. Was an den Kommentar oben anschließt. Ehrlich, Freunde, das gab es noch nie: Elena hat mir eine Hand mit Sonnencreme auf den Rücken geklatscht – an der Stelle habe ich jetzt einen nicht-roten Abdruck! Verrückt. Aber auch nachvollziehbar. Dennoch verrückt.
Ansonsten war die Woche bis jetzt mit Arbeiten bestückt (deshalb auch das neue Headerbild), vor allem für Elena, die heute einen Vortrag vor Studierenden und Mitarbeitern zum Thema “Women in the IT Workforce” hatte. Die Studis (auch die Jungs!!!) haben ihr die Füße geküsst – ehrlich war. Das hat meine Meinung gefestigt, dass sich die ganze Gender-Problematik in den nächsten zwei Generation selbst auflöst.
Das war’s für heute. Der Rest der Woche wird aus Wandern (oder hiken?), Geburtstag feiern und hiken (oder spazieren?) bestehen. Ab morgen ist hier alles zu.
Frohe Ostern allerseits!
Spannende Lektüre, leider von uns etwas verspätet konsumiert, weil es – vor allem mit den sehr schönen Bildern – auf dem Handy nicht so komfortabel war.
Glückwunsch, Elena, zum gelungenen Vortrag. Wenn ich Armins Bemerkung richtig interpretiere, machst Du Dich aber durch Deine gute Arbeit arbeitslos?!
Das mit den “blutigen” Anfängern weisen wir zurück.
Christian Janiesch: 72 Monate: 4.570 = mtl. 63
CuW Stein 23 Monate: 891 = mtl. 39
Mindestens das “blutige” müßte gestrichen werden. Ein gutes Vorbild bleibt er aber.